Therapie

Wie behandelt man ein Glaukom?

Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, wie ein Glaukom behandelt wird:

1. Medikamente (Augentropfen, Tabletten)
2. Laser-Chirurgie
3. Konventionelle Chirurgie

Ein Glaukom kann behandelt, aber nicht geheilt werden. Mit anderen Worten sind wir zwar imstande die Krankheit zu kontrollieren, um somit eine Verschlechterung des Sehens zu verhindern, aber schon bestehende Schäden können wir nicht mehr rückgängig machen.

Behandelt wird diese Krankheit mit Medikamenten (Augentropfen, Tabletten), Laserchirurgie, einer konventionellen Augenoperation oder einer Kombination dieser Methoden.

Das hauptsächliche Bestreben bei der Behandlung des Glaukoms liegt in der Senkung des Augeninnendruckes. Dies wird grundsätzlich zuerst mit Augentropfen versucht. Kann dies nicht genügend mit einer lokalen Therapie erreicht werden, oder persistiert ein Fortschreiten des Sehnervenschadens oder der Gesichtsfeldausfälle, werden andere Methoden (Laser, Chirurgie) in Betracht gezogen.

Alternativer Behandlungsansätze sind die Verbesserung der Sehnervendurchblutung oder ein präventives „Schützen“ der Nervenzellen (sog. Neuroprotektion). In beiden Gebieten wird noch aktiv geforscht.

Die Mitarbeit des Patienten

Die Mitarbeit des Patienten ist beim Glaukom leider häufig nicht optimal. Dies liegt sicher daran, dass das Glaukom keine Beschwerden zeigt, während die Augentropfen doch meist die eine oder andere Unannehmlichkeit verursachen. Da ein Medikament ohne Nebenwirkungen meist auch keine Wirkung zeigt, müssen vom Glaukom-Patienten in der Regel (geringe) Nebenwirkungen in Kauf genommen werden.

Wird einmal ein Glaukom festgestellt, so muss die Therapie meist lebenslänglich durchgeführt werden. Dies kann schwierig sein, da die Patienten mehr die störenden Nebenwirkungen als die drucksenkende Wirkung bemerken. Bedenken Sie als Patient bitte folgendes:

«Sie tropfen nicht für den Arzt, sondern für sich, mit dem Ziel eine Erblindung zu verhindern!» Sollten Sie mit Ihrer Therapie nicht zurechtkommen, so sprechen Sie bitte mit ihrem  Augenarzt. Handeln sie auf keinen Fall augenmächtig oder ändern die Therapie ohne Zustimmung Ihres Arztes!

Wir werden nun auf diese unterschiedlichen Therapien eingehen.

MEDIKAMENTE

Augentropfen

Alle Augentropfen können ein Augenbrennen hervorrufen. Dies wird meist nicht durch den Wirkstoff selber, sondern durch die antibakteriellen Zusatzstoffe verursacht, welche in der Lösung enthalten sind. Gewisse Medikamente haben nur eine beschränkte Wirkungsdauer und müssen deshalb mehrmals angewendet werden. Es ist wichtig, dass Sie die Anweisungen genau befolgen, denn sonst wird ihr Augeninnendruck nur zeitweise gesenkt.

Die Medikamente der  Augentropfen können auch in den Blutkreislauf gelangen, und somit systemische Wirkung zeigen.  Darum ist es wichtig, dass Sie Ihrem Augenarzt alle ihre Medikamente, sowie auch Ihre allgemeinen Erkrankungen mitteilen. Der Augenarzt kann dann besser entscheiden, welche Augentropfen für Sie in Frage kommen, ohne ihre allgemeine Medikation zu beeinflussen.

Um den systemischen Effekt der Augentropfen zu verhindern, und gleichzeitig die lokale Wirkung zu verstärken, gibt es einen einfachen Trick:  nach dem Anwenden der Augentropfen schliessen sie den Tränenkanal für ein bis zwei Minuten, indem sie mit dem Finder leicht gegen den Augenwinkel drücken.  Dadurch vermindern Sie den Abfluss der Augentropfen über den Tränenkanal in die Nase, wovon die Medikamente dann über die Nasenschleimhaut in die Blutzirkulation gelangen.

Wir werden nun auf die verschiedenen Medikamentenarten eingehen, welche als Augentropfen bei der Glaukomtherapie angewendet werden können. Die nachfolgende Liste ist nicht komplett und wird regelmässig überarbeitet.

 

Medikamentengruppe

Wirkung

Nebenwirkung

 
 
 

Parasympaticomimetika

Pilocarpin
Pilocarpin
Aceclidin
Carbachol
 
 
 
Öffnung des Winkels und
 somit verbesserte Abflussmöglichkeit des Kammerwassers
 
Pupillenverengung, Akkomodation (Anpassung des Auges an die Nähe), Allergie, Asthma, Schwitzen, Bauchbeschwerden

Sympaticomimetika

 
 
Adrenalin
Dipivefrin
Apraclonidin
Brimonidin
 
Öffnung des Trabekelwerkes und somit verbesserte Abflussmöglichkeit des Kammerwassers, ev. neuroprotektiv
Augenrötung, Herzrasen, Blutdruck steigernd, Kopfschmerzen, Zittern

Sympaticolytica

 
 
Timolol
Betaxolol
Levobunolol
Carteolol
Metipranolol
 
Vermindert Produktion von Kammerwasser
Atembeschwerden beim Asthmatiker, Herzfrequenz verlangsamend, Blutdruck senkend und weiteres

Karboanhydrasehemmer

 
 
Dorzolamid
Brinzolamid
 
Vermindert Produktion von Kammerwasser
Missempfindungen, Hörstörungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Nierensteine und weiteres

Prostaglandin-Derivat

 
 
Latanoprost
 
Unoproston
 
Abflusserleichterung
Augenrötung, Brennen, Zunahme der Irispigmentation (Bräunen der Iris)
 

Bezüglich den Nebenwirkungen möchten wir erwähnen, dass viele Patienten überhaupt keine Nebenwirkungen verspüren. Bitte lesen Sie dennoch aufmerksam die Packungsbeilage Ihres Medikamentes und/oder fragen Sie Ihren Arzt.

Tabletten

In gewissen Fällen genügen Augentropfen alleine nicht, um den Augendruck zu senken. In solchen Fällen müssen zusätzlich Medikamente in Tablettenform eingenommen werden. Da diese Medikamente nicht direkt am Auge angewendet werden, sondern via Blutkreislauf zum Auge gelangen, zeigen diese leider auch vermehrt unerwünschte Nebenwirkungen (siehe «Wirkungen und Nebenwirkungen»).

Patienten, die an einem Glaukom leiden, welches trotz gesenktem Augeninnendruck weiterhin fortschreitet, können von Durchblutung fördernden Medikamenten profitieren. In diese Gruppe von Medikamenten gehören die Kalziumantagonisten und das Magnesium. Diese Mittel wirken in der angewandten Dosis allerdings weniger gefässerweiternd, sondern erstellen vielmehr wieder den normalen Tonus der Gefässe her. Sie verhinder somit ungewollte Verengungen (Spasmen) der Gefässe. (siehe «Anhang»).

Laserchirurgie

LASERCHIRURGIE

Wenn mit Medikamenten der gewünschte Effekt nicht erreicht wird oder die Medikamente vom Patienten schlecht ertragen werden (lokale allergische Erscheinungen, Brennen, Kopfschmerzen, allgemeine Nebenwirkungen), so muss vom Arzt eine anderer Lösung gesucht werden, um den Augeninnendruck zu senken.

Die Laserchirurgie hat in den letzten Jahren an Wichtigkeit in der nicht-chirurgischen Behandlung deutlich zugenommen.  Die meistverbreitete Methode der Laserchirurgie beim Offenwinkelglaukom ist die sogenannte Trabekuloplastik. Sie dauert etwa 10 bis 20 Minuten, ist schmerzlos und kann ambulant durchgeführt werden. Der Patient kann nach direkt dem Eingriff nach Hause gehen und seinen gewohnten Tätigkeiten nachgehen.

Bei der Trabekuloplastie wird mit einem Laserstrahl im Kammerwinkels auf das «Trabekelwerk» gezielt, und diese Gebiete werden leicht verbrannt. Dadurch entstehen Narben, welche sich zusammenziehen und somit das danebenliegenden Gewebe ausdehnt. Somit werden die Poren des Trabekelwerks vergrössert und der Abfluss des Kammerwassers erleichtert.

Bei bis zu 80 Prozent der Patienten kann hierdurch eine signifikante Augeninnendrucksenkung erreicht werden. Bis sich der gewünschte Effekt einstellt, kann es jedoch einige Wochen dauern, in welchen der Patient seine Augentropfen weiterhin einnehmen muss. Auch kann bei einigen Patienten die lokale Therapie nicht vollständig abgesetzt werden, jedoch die Anzahl Augentropfen vermindert werden. Die Entscheidung trifft der Augenarzt, in dem er in den folgenden Wochen den Augendruck misst, und die lokale Therapie dementsprechend anpasst.

Leider zeigt diese Behandlung aber nur einen zeitlich begrenzten Erfolg, sodass  die klassische Glaukomoperation oft lediglich aufgeschoben und nicht aufgehoben ist.

KONVENTIONELLE CHIRURGIE

Wie oben erwähnt, kann bei ungenügendem Therapieerfolg durch Medikamente und Laserchirurgie ein konventioneller chirurgischer Eingriff nötig werden.

 

Konventionelle-Chirurgie
                      
Die am meisten verbreitete Methode ist die sogenannte Trabekulektomie.

Sie wird unter lokaler Augenbetäubung durchgeführt. Sie kann ambulant stattfinden, oder eine eine kurze Hospitalisation benötigen. Nach der Operation kann die Sehkraft vorübergehend abnehmen; in einigen Fällen braucht es mehrere Monate, bis die Sehkraft sich wieder normalisiert.  

Die Technik der Trabekulektomie basiert auf das Legen eines neuen Durchganges des Kammerwassers durch die erschaffene Öffnung zwischen Vorderkammer und einem gedeckten Ventil. Somit kann das Kammerwasser problemlos aus dem Auge unter die Bindehaut fliessen, und der Augendruck wird dadurch deutlich gesenkt. Die meisten Patienten können danach auf eine lokale Behandlung (Augentropfen) verzichten.

Obwohl die Trabekulektomie eine relativ effektive und sichere Methode ist, kann diese Operation die üblichen unerwünschte Nebenwirkungen haben: Augenentzündungen, Augeninfektionen oder Hornhautprobleme. Auch entwickeln etwa ein Drittel aller Patienten innerhalb von 5 Jahren eine Linsentrübung (grauer Star, Katarakt). Des Weiteren kann sich mit der Zeit der neu erschaffene Durchgang durch die natürliche  Vernarbung schliessen, und den drucksenkenden Effekt der Operation vermindern. 

 

Texte: Dr. med. P.W. Hasler und Prof. Dr. S. Orgül, in Zusammenarbeit mit: Dr. med. H. Vogten und Frau D. Haegeli
Abbildungen aus: «J. Flammer: Glaukom. 2. überarbeitete Auflage 2001. © Verlag Hans Huber Bern»

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